Beschluss der ewige Anbetung in Pottenstein

Wo der Berg nicht ruft, sondern brennt - Beschluss der Ewigen Anbetung in Pottenstein

 
Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Josef Leikauf, einer der dienstältesten „Feuerlesschürer“, hat Bayern-online zu sich nach Hause in die Fränkische Schweiz eingeladen. Lesen Sie hier ein Interview mit dem Mann, der mithilft, im Rahmen der Ewigen Anbetung alljährlich am 6. Januar rund um Pottenstein die romantischen Bergfeuer zu entfachen.

Wo der Berg nicht ruft, sondern brennt

Beschluss der Ewigen Anbetung in Pottenstein

Beschluss der Ewigen Anbetung

jedes Jahr am 6. Januar

über 1.000 Holzfeuer

ca. 20.000 Gäste

Der Beschluss der Ewigen Anbetung 2024

Das Lichterfest in Pottenstein verspricht nicht nur ein beeindruckendes Schauspiel aus Flammen, sondern auch eine einzigartige Atmosphäre, die Besucher in ihren Bann zieht. Die Kombination aus Tradition, Geschichte und festlichem Ambiente macht dieses Event zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle, die es miterleben.

Am 6. Januar 2024, dem Dreikönigstag, hüllt sich die einzigartige Felsenlandschaft rund um Pottenstein wieder in ein beeindruckendes Flammenmeer.

Das Lichterfest beginnt offiziell mit Einbruch der Dunkelheit. Eine festliche Lichterprozession bewegt sich von der Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus durch die Altstadt und zurück zur Kirche. Über 1000 Feuer lodern auf den umliegenden Felskuppen, und die Gassen sind mit Kerzen und Lichtern geschmückt.

Josef Leikauf hat die „Feuerprobe“ längst bestanden, denn seit über 65 Jahren ist er einer der unsichtbaren Stars des alljährlich am 6. Januar stattfindenden Pottensteiner Lichterfests. Zum Abschluss der „Ewigen Anbetung“, einer Tradition der katholischen Kirche von 1759, begleiten „Feuerlesschürer“ wie Leikauf den Prozessionszug unten im Tal mit ihrem wahrlich besinnlichen Lichterspiel oben auf den Anhöhen. Insgesamt mehr als 1000 „Lagerfeuer“ brennen rings um das schmucke Felsenstädtchen, so zum Beispiel auf dem Siegenberg oder dem Breitenstein. Josef Leikauf aber steht mit seinem Team auf dem Schlossberg, 
„denn es hat sich seit jeher angeboten, dass die Anwohner der jeweiligen Berge die zahlreichen Scheiterhaufen selbst betreuen.“ 

„Hart geregeltes“ Holzorchester

Mindestens 100 Einheizer sind es, davon alleine zwanzig auf dem 590 Meter hohen Schlossberg im Ortsteil Leienfels. Leykauf hat seine Heimat nie verlassen, und schon gar nicht, um die Konkurrenz anderer Lichterprozessionen wie in Gößweinstein (26. Dezember) oder Nankendorf (31. Dezember) zu beehren. Leykauf lacht. Seine Augen leuchten, wenn es um „sein“ Pottenstein geht. Er erzählt gerne, wie er schon als „kleiner Bub, gerade einmal fünf Jahre alt“ mit den Männern und Frauen einfach auf Pferdefuhrwerken gefahren oder mit in die Wälder gelaufen sei, im Schlepptau Leiterwagen oder Schlitten. „Ganz alleine“, sagt Leykauf, „daheim hab ich keinen Mucks getan, denn meine Mutter hätte sich gewünscht, dass ich an der Prozession teilnehme.“ Also lieber in den Wald oder von Haus zu Haus, wo man die für die Illumination nötigen Hölzer ebenso erhalten habe. „Jeder Ortsteil hatte sich da streng an seine zugeteilten Einsatzgebiete zu halten. Wir am Schlossberg durften in Pottenstein sammeln, die da drüben in Weidmannsgesees mussten ihr Brennmaterial aber aus anderen Ortschaften mit Fuhrwerken holen." Und so weiter. Ein „hart geregeltes“ Holzorchester. Heute aber, so Leykauf, würde die Stadt Pottenstein für alle Aktiven dünne Bäume spendieren. Diese würden wie damals auf den Bergen wie Feuer für den Kaminofen zunächst gespalten und dann mit Planen abgedeckt oder in Höhlen zwischengelagert. 

Die Ewige Anbetung in Pottenstein

Die Ewige Anbetung ist eine alte Tradition der katholischen Kirche. Grundlage dafür ist der Glaube an die wahrhafte Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten der Eucharistie.

In der katholischen Pfarrei St. Bartholomäus finden jeweils am 5. Januar von 08:00 - 18:00 Uhr und am 6. Januar von 08:00 - 17:00 Uhr Betstunden zur Ewigen Anbetung statt.  Den Abschluss bildet dann am 6. Januar die Prozession durch den Ort verbunden mit dem großen Lichterfest. 2021 finden diese Termine leider nicht statt!

Das Fest der Ewigen Anbetung an sich geht in Pottenstein bis auf das Jahr 1759 zurück. Der Brauch des "Lichterfestes", des Abbrennens der Bergfeuer, welche die Abschlussprozession festlich umrahmen, lässt sich historisch gesichert bis ins Jahr 1905 zurückdatieren. Damals wurde das Fest der Heiligen Drei Könige und der Tag zuvor (5. und 6. Januar) als Tage der Ewigen Anbetung in Pottenstein festgelegt. 

Die Feuer müssen miteinander harmonieren

„Früher wurden die kniehohen Holzhaufen erst am Dreikönigstag gebaut, seit einigen Jahren aber geschieht dies bereits eine Woche vor dem Fest.“ Etwas weniger beschwerlich sei die Arbeit schon geworden, sagt Leikauf, aber immer noch müssten die alten Regeln eingehalten werden, denn gestapelt wird seit Generationen gleich: „Ein stabiler, viereckiger Rahmen, auf dem man stehen könnte, muss errichtet werden. Und es muss luftig sein, sonst brennt der knie- bis bauchhohe Turm keine Stunde.“ So lange nämlich dauert die Prozession, die ab 17 Uhr vor der Kirche St. Bartholomäus beginnt.

Wenn es also bereits dunkel geworden ist und die Gläubigen aus dem Gotteshaus treten. Der Pilgerzug wartet schon und blickt entweder auf die Burg Pottenstein oder gleich Richtung Prüll. Nach und nach brennt der Hügel und begrüßt die Menschen. „Dann laufen die Teilnehmer links weg in die Fischergasse, dort ist dann auch schon der leuchtende Breitenstein zu erkennen.“ Die Gleichung lautet also wie folgt: Der jeweilige Hügel wird illuminiert, wenn die Katholiken gerade in Blickrichtung stehen oder sich auf ihn zu bewegen. Die Aufgabe der „Feuerlesschürer“ hat somit auch viel mit dem richtigen Gespür für Timing zu tun. Man muss in der Dunkelheit gut sehen und auch hören können, wo die Kirchengemeinde sich gerade befindet. Leikauf sagt: „Unsere Feuer müssen mit dem Zug perfekt harmonieren.“ 

Wohlklang der Neujahrsprozession

Ein großes weihnachtliches Fest voller Demut, auch wenn sich in den letzten Jahren dieser religiöse Termin eher zu einem Spektakel entwickelt hat. Denn es kämen ja nicht nur Christen aus aller Welt, so Leikauf, sondern eben auch Touristen, die nur schauen und staunen wollen, „was an sich ja verständlich ist“, aber die Kapazitäten einer 6000-Einwohner-Stadt seien naturgemäß eben begrenzt. „Bis zu 20.000 Besucher zählen wir an beiden Tagen der Ewigen Anbetung, die meisten aber kommen nur am Dreikönigstag kurz vor Beginn des Lichterfests. Die Familien krabbeln dann in der Finsternis auf den Bergen rum, um das beste Panorama zu erhaschen. Deshalb ist auch unsere Bergwacht im Einsatz. Die Straßen sind an diesem Abend nicht selten bis Hohenmirsberg und Gößweinstein zugeparkt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob während der Prozession Bratwürste verkauft werden müssen ...“ Josef Leikauf macht aus seinem Herzen keine Mördergrube, wenn er sagt, dass er sich für die Zukunft lieber wieder etwas mehr Ruhe wünsche. Aufhören möchte er noch lange nicht, obschon die „Feuerlesschürer“ keinerlei Probleme mit dem Nachwuchs hätten, wie Leikauf versichert - der Stafelstab würde von Generation zu Generation seit 1905 (so lange nämlich lässt sich das Abbrennen der Bergfeuer zurückverfolgen) weitergereicht. 

„Ich liebe nach wie vor alles an diesem Traditionsamt. Die Vor- und Nachbesprechungen mit der Feuerlesfamilie, aber auch der Tag danach, wenn groß aufgeräumt werden muss, das sind tolle Zusammenkünfte.“ Am Ende dann die wohlverdiente Party der „Feuerzauberer“. Immer wieder schön. Wenn auch bestimmt nicht so betörend wie der Akt auf dem Berg selbst, während unten im Tal das friedliche Miteinander der Menschen zu vernehmen ist. „Dieser in sich gekehrte Gesang der Katholiken, die andächtig begleitende Kirchenmusik - und dann das Knattern und Knacken der Holzfeuer“, wenn die Feuerlesschürer peu à peu auf den Anhöhen die Scheiterhaufen entfachen. „Wem das nicht zu Herzen geht“, sagt Josef Leikauf schmunzelnd, „der hat wohl einfach ein steinernes Arschloch.“

Pottenstein im Lichterglanz der Bergfeuer

 

Bevor die Bergfeuer, abgestimmt auf den Verlauf der Abschluss-Proszession, angezündet werden, sind viele Helfer im Einsatz. Sie gestalten bei Wind und Wetter die beeindruckende Kulisse für die Gläubigen der Prozession und die vielen Tausend Besucher der Stadt.

5Fragen an Josef Leikauf

1.

Was genau versteht man unter der "Ewigen Anbetung"

Die Tradition der Ewigen Anbetung gibt es seit 1759. Während der Andachten wird der Glaube an die wahrhaftige Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten der Eucharistie bekräftigt. Die Betstunden wurden damals vom Bischof von Bamberg, Adam Friedrich von Seinsheim, angeordnet. Ein Tag vor dem Dreikönigstag und am Dreikönigstag selbst wird auch bei uns in Pottenstein ab 8 Uhr in der Kirche St. Bartholomäus durchgehend gebetet. Zum Abschluss führt eine Prozession ab 17 Uhr durch unsere festlich geschmückte Stadt. Bis zu 20.000 Besucher kommen an diesen Tagen zu uns, wobei diese mehrheitlich am Feuer interessiert sind.

2.

Apropos „Feuer“: Was genau leisten Sie als Feuerlesschürer?

Wir Feuerlesschürer müssen etwa eine Woche vor dem Fest Holz besorgen und klein schlagen. Als fünfjähriger Bub bin ich noch zu Fuß gelaufen oder auf dem Pferdefuhrwerk in die Wälder gefahren und habe tatkräftig mitgesammelt. Heute ist es so, dass die Stadt dürre Bäume spendiert, die dann entsprechend bearbeitet werden. Wir bringen die Holzscheite auf die Berge und schichten sie zu kniehohen viereckigen Türmen. Luftig muss der Rahmen sein, damit es ordentlich brennt. Und man muss sich draufstellen können, das Konstrukt muss ja einiges aushalten.

3.

Wie viele Feuer haben Sie auf dem Schlossberg unter Kontrolle?

Die Anwohner der jeweiligen Berge sind für die Feuerstellen verantwortlich. Auf dem Schlossberg sind wir insgesamt zwanzig Feuerlesschürer. Wir alleine entzünden mit Hilfe von Hobelspänen und etwas Brandbeschleuniger bereits um die 200 Feuer. Die Feuer brennen eine knappe Stunde. Zusätzlich präsentieren wir seit 1957 einen sieben Meter hohen Rosenkranz mit 70 Glühbirnen, den wir an zwei Felsen befestigen.

4.

Wann gab es den letzten "richtigen" Winter und welche Auswirkungen hatte dieser auf das Lichterfest?

An den letzten Schneewinter erinnere ich mich gut, der war 2011. Wir mussten mit Schaufeln auf die Berge hinauf und erst einmal die Feuerstellen suchen und freimachen. Aber mir hat die Arbeit gut gefallen, der tiefe Schnee war wunderschön. Ein winterliches Traumwetter, das die besinnliche Stimmung der abendlichen Lichterprozession und der tausend Feuer noch verstärkt hat. 

5.

Erinnern Sie sich an ein ganz besonderes Erlebnis auf dem Schlossberg?

Es sind immer wieder neue und einmalige Momente, wenn man von unten den Prozessionszug hört: Der friedliche Gesang der Menschen, die Ruhe dazwischen, die andächtig begleitende Musik, und dann, wenn wir Feuerlesschürer an der Reihe sind, geht ja auch noch das allmähliche Knattern und Knacken des Holzfeuers los ... wem das nicht zu Herzen geht, der hat ein steinernes Arschloch. 

Unser Video zum Interview

Video zum Interview - Beschluss der Ewigen Anbetung in Pottenstein

Highlights

Josef Leikauf
Josef Leikauf - Feuerlesschürer seit mehr als 65 Jahren
  1. Über 1000 Holzfeuer

    Um die 200 Feuer leuchten weithin sichtbar alleine auf dem Schlossberg. Mehr als 800 weitere auf den anderen Bergen: Breitenstein (Braatensta), Prülls Leiten, Höllerers Leiten, Kreuzleiten, Siegenberg und auf der Steinernen Jungfrau, auch als Dogge/Docke (süddeutsch veraltet für „Puppe“) bekannt. 

  2. Über 65 Jahre aktiver Feuerlesschürer

    Josef Leikauf ist gebürtiger Pottensteiner und nach wie vor Feuer und Flamme, wenn er vom Lichterfest erzählt. Seit über 65 Jahren ist er als Helfer und Feuerlesschürer aktiv. 

  3. Suche nach den Feuerstellen

    Die Lichterprozession findet statt, egal welches Wetter gerade Regie führt. „Aber man muss schon sportlich sein.“ Josef Leikauf erinnert sich an den letzten großen Schneewinter von 2011, als die Feuerlesschürer vorab mit Schaufeln auf die Berge steigen mussten, um dort erst einmal die seit Jahrzehnten festgelegten Feuerstellen freizuschaufeln.

Podcast: Interview mit Josef Leikauf - Wo der Berg nicht ruft, sondern brennt - Beschluss der Ewigen Anbetung in Pottenstein

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Interessante Reportage über das magische Lichterfest in Pottenstein

Das magische Lichterfest in Pottenstein

An Dreikönig war Franz Diwischek in Pottenstein in der Fränkischen Schweiz, um die feierliche Stimmung des alljährlichen Lichterfestes zu erleben und für YouTube festzuhalten. Der ganze Ort ist auf den Beinen, um die 1000 Bergfeuer auf den Felsen vorzubereiten, die rechtzeitig nach Einbruch der Dunkelheit zur Prozession um 17:00 Uhr zu entzünden und um die Gäste mit Glühwein und Bratwürsten zu versorgen. 

So finden Sie nach Pottenstein

Haben Sie Fragen an das Tourismusbüro in Pottenstein?

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Mark Zimmermann

Erstellt | Geändert

Mark Zimmermann ist Gründer von Bayern-online.de und schreibt das Blog Quergereist.de

Interview/Produktion: Mark Zimmermann
Text: René Becher, Annegret Bauch
Produktion: Annegret Bauch